Deutsch lernen wird immer beliebter! Die internationale Präsenz der Sprache ist nicht zu leugnen. Wenn du Deutsch lerst, sprichst du die Sprache, die für die meisten Menschen in der Europäischen Union Muttersprache ist: ungefähr für 90 Millionen Menschen. Du erlernst gleichzeitig die Amtssprache einer der größten Volkswirtschaften Europas und der Welt. Wenn du diese Sprache sprichst, verbesserst du zweifelsohne dein berufliches Profil und hast mehr berufliche und akademische Möglichkeiten. Linguland hat Schulen in Deutschland und der Schweiz, an denen du Deutschkurse auf allen Niveaus belegen kannst.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen ist Deutsch streng logisch aufgebaut, was beim Lernen große Vorteile schafft. Hat man einmal verstanden, wie man die Worte miteinander kombinieren kann, dann verliert die Sprache viel von Ihrem Schrecken und man kann plötzlich eine große Anzahl Vokabeln ohne aktives Lernen. Das folgende Beispiel zeigt die Kombinationsfähigkeit von Grundverben mit Präfixen, von denen man die wichtigsten bereits in den ersten Stufen des Europäischen Referenzrahmens in den Sprachschulen unserer angebotenen Sprachreisen lernt.
Beispiele: Modular verwendete Vor- und Nachsilben in der deutschen Sprache (Auszug):
Auf-, ab-, aus-, be-, durch-, ein-, ent-, er-,hin-, mit-, nach-, über-, um-, unter-, ver-, vorbei-, vor-, weg-, zer-, zu-, zurück-.
Diese Silben lassen sich mit zahlreichen Verben kombinieren, woraus eine große Zahl von eigenständigen Begriffsbedeutungen ergeben, die allesamt logisch die Bedeutung aus der verwendeten Silbe und dem Verb haben. Als Beispiele seien die Grundverben „fahren“, „gehen“, lassen“, „sehen“ verwendet, die allesamt eine unterschiedliche Bedeutung haben. Die in eckigen Klammern gesetzten Worte [] sind nicht unbedingt geläufig, könnten aber theoretisch auch gebildet werden:
(hin)aufgehen, (hin)auffahren, (hin)auflassen, (hin)aufsehen
(hin)abgehen, (hin)abfahren, (hin)ablassen, (hin)absehen
(hin)ausgehen, (hin)ausfahren, (hin)auslassen, (hin)aussehen
begehen, befahren, belassen, besehen
durchgehen, durchfahren, durchlassen, durchsehen
(hin)eingehen, (hin)einfahren, (hin)einlassen, (hin)einsehen
entgehen, entfahren (z.B. Luft nach Genuß von Hülsenfrüchten), entlassen, [entsehen]
ergehen, erfahren, erlassen, ersehen
losgehen, losfahren, loslassen, [lossehen]
mitgehen, mitfahren, mitlassen, mitsehen
nachgehen, nachfahren, nachlassen, nachsehen
niedergehen, niederfahren, niederlassen, niedersehen
[…]
Die Liste ist nicht vollständig aufgeführt, doch schon jetzt ist erkennbar, wie sich das Schema im Regelfall anwenden lässt.
TIPP daher für Sprachstudenten Deutsch: Lernt die Vorsilben verstehen!
Schritt 1:
Lernt einige beispielhafte Verben, wie beispielweise die oben aufgelisteten (gehen, fahren, lassen, sehen), aber auch einige weitere, die euch wichtig erscheinen.
Schritt 2:
Kombiniert sie mit allen oben aufgelisteten Silben. Hilfreich ist es, diese in ein Vokabelheft einzutragen und in Eure eigene Sprache zu übersetzen. Tragt auch die Silben alleine ein oder fragt im Deutschkurs oder auf der Sprachreise den Lehrer, wie er die Bedeutung der Silben am treffendsten beschreiben würde:
Deutsche Vorsilbe | Typische Bedeutung | Beispiele | Gegenteil des Präfix |
---|---|---|---|
auf | Nach oben, aktiv vorwärtsgerichtet | Aufgehen, aufstehen, auflehnen, auflassen | ab |
ab | Nach unten, eher resignierender Charakter | Ablassen, abfallen, absetzen, abfahren | auf |
aus | Aus einem Inneren ins Äußere, oder ein Inneres frei lassen | Auszahlen, aushalten, auslassen, aussetzen | ein |
be | Perspektive von außen mit Perspektivverschiebung auf das Objekt. | Beladen, besetzen, bezahlen | ent |
durch | Perspektive von außen mit Perspektivverschiebung in das Objekt hinein und wieder hinaus. | Durchlesen, durchsetzen, durchfallen, durchhalten | |
ein | Aus einem Äußeren ins Innere | Einfallen, einsetzen, einstellen | aus |
ent | Perspektive von innen mit Perspektivverschiebung aus dem Objekt nach außen. | Entlassen, entgehen, entsenden | be |
er | Das Objekt, auf das sich das Präfix „er“ bezieht, hat eine passive Rolle im Sinnzusammenhang. | Erleben, ersetzen, erfahren, erhalten | |
hin | Zu einem Objekt zugewendete Tätigkeit | Hinfallen, hingehen, hinsehen | weg |
mit | Beschreibt den Anschluss eines subjekts/Objekts an eine bereits begonnene Tätigkeit | Mitnehmen, mitfahren, mitgehen, mitmischen | |
nach | Zeitlich später stattfindende Tätigkeit gegenüber der im Grundwerb beschriebenen | Nachgehen, nachsehen, nachlesen | vor |
über | Aus der Perspektive „oben“ an dem Objekt des Satzes vorbeigehend | Überschreiten, überlisten, überwinden, übersehen | unter |
um | Der Charakter beschreibt eine Art Radius um die Tätigkeit des Grundverbs | Umziehen, umsehen, umfallen, umzingeln | |
unter | Aus der Perspektive „unten“ an dem Objekt des Satzes vorbeigehend | Unterwerfen, unterwandern, untergehen | über |
ver | Aus einer zentralisierten Perspektive des Subjekts (oft nach außen gerichtete) Tätigkeit des Grundverbs | Verhindern, vergehen, versenden, vermeiden | |
vorbei | Beschreibt eine örtliche Änderung des Objekts durch die Tätigkeit des Verbs | Vorbeifahren, vorbeilaufen, vorbeigehen, vorbeiziehen | |
vor | Zeitlich früher stattfindende Tätigkeit gegenüber der im Grundverb beschriebenen | Vorgehen, vorziehen, vorsehen | |
weg | Eine sich vom Objekt entfernende Tätigkeit | Weggehen, wegnehmen, wegsehen, weglassen | hin |
zer | Ein sich auflösender Charakter bezogen auf das Objekt | Zerfallen, zersetzen, zermalmen, zerlassen | |
zu | Von außen kommend, zentriert auf das Objekt | Zufallen, zusehen, zulassen, zugehen | |
zurück | Beschreibt eine Tätigkeit zur Wiederherstellung eines vormaligen Zustands | Zurückgehen, zurücksetzen, zurückfallen, zurücklegen |
Wie viele Worte hat die Deutsche Sprache? Laut der deutschen Tageszeitung „Die Welt“ sind es rund 5,3 Millionen Worte, die man auf Deutsch einsetzen kann – um daraus den etwas kurz greifenden Schluss zu ziehen, dass von einer „Sprachverarmung“ nicht die Rede sein könne. Für jeden Sprachstudenten, der auf seiner ersten Sprachreise nach Deutschland oder in die Schweiz plötzlich eine solch umfangreiche Anzahl an Vokabeln lernen soll, scheint dies zunächst eine böse Überraschung zu sein. Doch in Wirklichkeit hat wohl die Zeitung einen etwas voreiligen Schluss gezogen. Es ist richtig, dass nicht alle diese Worte im Duden enthalten sind, und ebenso richtig, dass kein einziger Student so viele Worte auf seiner Sprachreise lernen muss, doch liegt das vor allem daran, dass die Deutsche Sprache im Wesentlichen aus zusammengesetzten Worten besteht.
Dies macht das Lernen unglaublich einfach, weil sich die meisten der verwendeten Komponenten in den unterschiedlichsten Zusammenhängen verwenden lassen. Nehmen wir ein Beispiel aus unserem Bereich, den Sprachreisen für die deutsche Sprache:
Während in anderen Sprachen Worte durch Verbindungsworte miteinander kombiniert werden, nutzt das Deutsche einfach nur die ihm eigenen Fälle des Nominativ, Dativ, Genitiv und Akkusativ und verbindet so den Sinnzusammenhang der Worte, dabei auf das Leerzeichen verzichtend.
So können sehr lange Worte entstehen, zum Beispiel:
Sprache und Reise. Kombiniert wird aus diesen beiden eine Sprachreise. Bringt man diese nun in einen Zusammenhang mit geschäftlicher Tätigkeit, so wird daraus ein Sprachreiseanbieter oder etwas spezifischer ausgedrückt ein Sprachreisevermittler oder Sprachreiseveranstalter. Auch aus derartig kombinierten Worten lassen sich beliebige weitere kombinieren, ein treffender Begriff ist der Sprachreiseveranstalterfachverband, in dem sich bei genauem Hinsehen die Worte Sprache, Reise, Veranstalter, Fach und Verband verstecken. Diese wiederum kann man wiederum mit anderer Bedeutung auch in anderer Reihenfolge kombinieren, zum Beispiel zu einer Fachverbandssprachreiseveranstaltung.
Die ersten benutzten Worte einer solchen Kombination beschreiben dabei grundsätzlich das letzte. Wenn das letzte Wort die Veranstaltung ist, so ist die Funktion der vorangestellten Worte die Präzisierung des letzten Elements.
TIPP: Das Wortgeschlecht richtet sich grundsätzlich nach dem letzten kombinierten Wort – im Falle des Sprachreiseveranstalters ist es also der Veranstalter, somit ist das ganze Wort männlich.
Wenn nun also die erwähnte Zeitung auf nur 5,3 Millionen Worte für die deutsche Sprache kommt, dann klingt das vielleicht viel, aber der größte Teil sind lediglich kombinierte Worte. Für das Lernen der deutschen Sprache auf einer Sprachreise bedeutet dies, dass man auch mit einem kleinen Wortschatz mit ein bisschen freier Kombinatorik beeindruckend lange Worte bilden kann, die zudem sehr präzise Zusammenhänge beschreiben. Die Lehrer in den Deutschkursen der Sprachschulen werden sich über jede Diskussion zu dem Thema freuen und sicher eine Vielzahl ebenso komplexer wie beeindruckender Beispiele parat haben, die du auch weit über die Zeit deiner Sprachreise nicht so schnell vergessen wirst.